09.07.2013
„In sozialen Netzwerken leben Verstorbene weiter“
Kate Harrison im Interview
Kate Harrison, die Autorin von Soul Beach - „Frostiges Paradies ", hat im Interview einige Fragen zu ihrer Trilogie beantwortet und Bilder zu den Orten gezeigt, die sie inspiriert haben.
Wollten Sie schon immer Schriftstellerin werden? Wann haben Sie angefangen zu schreiben?
Ja, ich wollte schon immer Schriftstellerin werden. Als ich ein Kind war, sind wir oft umgezogen und Bücher haben mir geholfen, in eine andere Welt zu entfliehen. Ich liebte es, Geschichten zu erzählen und fing mit ungefähr fünf oder sechs Jahren an, sie aufzuschreiben und Bilder dazu zu malen. Die Bilder sind schrecklich - ich kann immer noch nicht malen -, aber die Geschichten waren sehr lang und kompliziert. Ich habe immer noch mein erstes "Buch". Eine in Paris spielende Krimiserie, die ich mit 13 geschrieben habe. Ich bin ziemlich stolz darauf, manche Stellen sind ganz schön gruselig.
Was hat Sie dazu inspiriert, sich ein soziales Netzwerk auszudenken, in dem man Verstorbene treffen kann?
Was hat Sie dazu inspiriert, sich ein soziales Netzwerk auszudenken, in dem man Verstorbene treffen kann?
Ich fand es seltsam, wie Menschen durch ihre Fotos und Einträge auf Seiten wie Facebook auch nach ihrem Tod noch "weiterleben". Besonders traurig ist es, wenn sie jung gestorben sind und dir durch Bilder von Partys und durch Kommentare zur Schule oder zu Freunden bewusst wird, dass sie in ihrem Leben noch so viel vor sich hatten und wie viel Potenzial verschwendet wurde. Deshalb habe ich mir eine virtuelle Welt ausgedacht, die für sie ein Paradies wäre. Wo sie für immer jung und schön sind, wo sie ihre Zeit mit anderen schönen Menschen verbringen können, und essen und trinken und Partys feiern können. Das einzige, was ihnen fehlt ist Gerechtigkeit. Und da kommt meine Hauptfigur Alice ins Spiel.
Haben Sie den Verlauf der Geschichte im Voraus geplant?
Ich wusste die ganze Zeit, wer Meggie ermordet hat und warum. Aber ich mag es nicht, auf alles eine Antwort zu haben, wenn ich anfange zu schreiben. Daher gab es beim Schreiben des zweiten und dritten Bandes ein paar verzwickte Situationen, in denen ich mir gewünscht habe, ich könnte etwas im ersten Buch noch einmal umschreiben. Gleichzeitig macht gerade das für mich den Reiz beim Schreiben aus.
Werden wir jemals herausfinden, wer hinter Soul Beach steckt und warum dort jeder perfekt ist?
Also, das Ende kann ich natürlich nicht verraten. Die Perfektion rührt hauptsächlich daher, dass der Strand ein toller Ort für die Leute ist, die viel zu jung gestorben sind - eine Art Trostpreis. Aber das große Geheimnis, ob Soul Beach wirklich existiert, ob das Ganze nur ein Scherz war oder ob Alice sich alles einbildet, um ihre Trauer zu verarbeiten, werdet ihr wohl nur herausfinden, wenn ihr weiterlest.
Würden Sie einen Verstorbenen in Soul Beach besuchen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?
Würden Sie einen Verstorbenen in Soul Beach besuchen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?
Das ist eine tolle Frage - darüber habe ich noch nie nachgedacht! Ich würde liebend gerne noch einmal mit einigen der Leute sprechen, die mir sehr viel bedeutet haben und jetzt nicht mehr am Leben sind. Aber wenn sie am Soul Beach sind, bedeutet das, dass sie noch nicht mit ihrem Leben abschließen konnten, also ist es vielleicht besser, sich nicht vorzustellen, dass sie dort sind … Das erinnert mich auch daran, dass wir den Menschen, die uns etwas bedeuten, sagen sollten, wie wichtig sie uns sind, solange wir die Möglichkeit dazu haben.
Welche Figur aus "Soul Beach" würden Sie gerne einmal besuchen?
Ich glaube mit Meggie könnte man eine Menge Spaß haben - ebenso mit Sam, die am Soul Beach hinter der Bar steht, Cocktails mixt und gute Ratschläge gibt. Ich glaube, Alice wäre eine tolle Freundin: Sie ist nett und treu. Sie ist ein bisschen so wie meine besten Freunde.
Warum haben Sie sich entschieden, den Mord an Meggie nicht im ersten Buch aufzuklären? Werden Sie oft gefragt, wer der Mörder ist? Hat schon jemand richtig geraten?
Als ich zum ersten Mal die Idee hatte, hatte ich noch nicht vor, drei Bücher zu schreiben. Als ich dann anfing zu schreiben, merkte ich schnell, dass ich mehr als ein Buch mit den Figuren an diesem tollen, aber irgendwie auch gruseligen Ort verbringen wollte. Deshalb habe ich mich entschlossen, das Geheimnis um Meggies Ermordung über drei Bücher zu spannen und dass es in jedem Buch eine andere dramatische Geschichte geben sollte, die von Alice aufgeklärt wird. Dadurch lernt Alice mehr über den Strand, Trauer und was sie tun muss, um ihrer Schwester zu helfen.
Ich habe schon viele Vermutungen gehört, wer der Mörder sein könnte, sogar von meiner Mutter! Ich habe es weder ihr noch sonst irgendjemandem erzählt, obwohl der letzte Band in England bereits diesen Sommer erscheint. Es ist eine große Verantwortung. Ich hoffe, dass die Leser das Gefühl haben werden, dass es das richtige Ende ist. Eine Person hat richtig geraten, aber das habe ich sie nicht wissen lassen.
Eine Figur in dem Buch wird im Internet gemobbt. War es Ihre Absicht, auf dieses immer größer werdende Problem aufmerksam zu machen, als Sie sich diesen Handlungsstrang überlegt haben?
Ja, auf jeden Fall! Ich bin der Ansicht, dass eine der Gefahren der Sozialen Netzwerke ist, dass sie alles vereinnahmen. Das kann großartig sein, aber für Menschen, die gemobbt werden, bedeutet das, dass es keinen Rückzugsort für sie gibt. Ich wurde auch in der Schule gemobbt, aber damals gab es noch kein Internet. Deshalb konnte ich mich wenigstens zu Hause sicher fühlen. Außerdem sagen die Leute viel gemeinere Dinge, wenn sie anonym sind oder die Reaktion ihres Opfers nicht direkt mitbekommen. Ich wollte die Zusammenhänge aufzeigen und die Menschen warnen, welche verheerenden Auswirkungen Cybermobbing haben kann.
Eine positive Seite des Internets ist, dass Mobbingopfer online eine Menge Unterstützung finden können und sich nicht mehr so einsam fühlen.
Eine positive Seite des Internets ist, dass Mobbingopfer online eine Menge Unterstützung finden können und sich nicht mehr so einsam fühlen.
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