12.08.2014
Gastbeitrag von Claudia
eBooks – eine großartige Errungenschaft oder der schrittweise Tod des gedruckten Buches?Diesen Monat wirft Claudia von claudias-buecherregal.blogspot.de einen differenzierten und lesenswerten Blick auf das Thema eBooks. Die beliebte Buch-Bloggerin freut sich über einen Austausch in den Kommentaren.
Der heutige Gastbeitrag ist „all about eBooks“. Wer meinen Blog kennt, wird sich nun eventuell wundern, warum ausgerechnet ich über eBooks schreibe, denn ich bin bisher sicherlich niemandem dadurch aufgefallen, dass ich ein begeisterter eBook-Fanatiker geworden bin, der alle Printausgaben keines Blickes mehr würdigt, noch dadurch, dass ich ein Anti-eBook-Leser bin.
Trotzdem, oder gerade deshalb finde ich es interessant, euch einen Einblick in mein „Verhältnis“ zu eBooks zu geben und zu schauen, wie sich dieses entwickelt bzw. was sich bei eBooks generell getan hat.
Als eBooks massentauglich wurden, war der Aufschrei bei vielen groß. eBooks würden den Buchmarkt negativ verändern, eBooks würden dafür sorgen, dass die Printausgaben in der Zukunft ganz eingestellt werden könnten, und eBooks würden dafür sorgen, dass nunmehr jeder, der sich für einen Schriftsteller hält, Romane veröffentlichen kann, unabhängig von der Qualität der Geschichte, des Schreibstils oder der Rechtschreibung und Grammatik.
Ich muss gestehen, dass ich um diesen Aufschrei einen großen Bogen gemacht habe. Der einzige Bereich, der mich negativ tangiert hätte, wäre das Einstellen von Printausgaben und diese Wahrscheinlichkeit habe ich für sehr gering gehalten. Ich hatte somit auch keine Einwände gegen eBooks, denn ich weiß, dass z.B. einige Menschen aus gesundheitlichen Problemen keine dicken Schmöker stundenlang festhalten können. Da ein eBook-Reader ziemlich leicht ist, können diese Leser nun wieder in ihre umfangreichen Romane eintauchen – wie kann man diese technische Errungenschaft also verteufeln, wenn es einigen Menschen zum Lesen verhilft?
Mir war der Beginn der massentauglichen eBooks somit relativ egal, da ich nicht nur tolle Geschichten, ausgereifte Charaktere und flüssige Schreibstile mag, sondern weil ich BÜCHER liebe und dazu gehört für mich eben auch, dass ich das Buch anfassen, über einen geprägten Titel streichen oder den Buchgeruch einatmen kann und auch das schöne Gefühl in einen Raum zu kommen und in Regalen oder auf Tischen Bücher zu entdecken. Und wenn ich ein Regal mit solchen Büchern entdecke wie auf dem folgenden Foto, dann bin ich definitiv die Letzte, die sagt: „Ach nö, gib mir lieber die eBook-Dateien.“
Mit der Zeit bin ich dann aber doch neugieriger geworden. Schließlich hat die Thematik etwas mit Büchern zu tun und ließ mich somit nie ganz in Ruhe. Angestachelt wurde mein Interesse auch stets von Sandra, der Betreiberin des Buchblogs Buchzeiten, die gefühlt von Anfang an dabei war und durchgängig begeistert geblieben ist.
Anfang 2013 war es dann tatsächlich soweit, ich habe mir einen eBook-Reader gekauft. Ein Jahr vorher hätte ich noch Wetten darauf abgeschlossen, dass ich das niemals tun würde. Schließlich sitze ich schon den ganzen Arbeitstag am PC, man kann Romane, die einem nicht gefallen nicht gegen andere eintauschen und verliert einfach dieses Buchgefühl an sich. Aber für mich war und ist das schlagende Argument ‚der Urlaub’. Welche Leseratte kennt das nicht: Entweder werden zu wenig Bücher mitgenommen, so dass am Ende des Urlaubs keine Lektüre mehr vorhanden ist, oder, um diesem aus dem Weg zu gehen, wird der halbe Koffer mit Büchern beladen und man kommt dann aus mysteriösen Gründen doch nicht zum Lesen und fragt sich, ob es das wirklich wert war beim Einchecken am Flughafen entsprechend Übergepäck zu bezahlen. Damit dieses Dilemma endlich ein Ende hat, habe ich mir einen Reader besorgt und muss sagen, dafür ist er einfach ideal.
Ein Reader ohne ein anständiges Angebot an Büchern wäre natürlich auch nur ein Stück Elektromüll. Daher hat es mich besonders gefreut, dass der script5 Verlag erstmals im September 2013 vier seiner Romane für junge Erwachsene neben der Printausgabe auch im eBook-Format rausgebracht hat. Das waren „Himmelsfern“, „In guten wie in toten Tagen“, „In einem Boot“ und „Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“. Schon drei Monate vorher hat der Loewe Verlag dieses interessante Dutzend eBooks auf den Markt gebracht:
Für mich hat sich durch den Reader übrigens nichts verändert. Ich liebe und bevorzuge weiterhin meine Printausgaben, aber im Urlaub ist der Reader einfach genial. Genauso ist es wesentlich bequemer den Reader mit auf die Arbeit zu nehmen, um dort in der Mittagspause zu lesen als einen 500 Seiten Schmöker. Ansonsten bin ich aber immer noch dem gedruckten Buch verfallen.
eBooks haben jedoch auch Vorteile, die einfach nicht zu leugnen sind. So fällt mir als erstes ein, dass mir bei englischen eBooks ein integriertes Wörterbuch im Reader zur Verfügung steht, mit dem ich mir sofort die Bedeutung unbekannter Wörter anzeigen lassen kann. Ein langwieriges Suchen im Wörterbuch oder im Internet erübrigt sich somit.
Interessant sind außerdem eShorts, von denen schon einige bei Loewe und script5 erschienen sind. eShorts sind Kurzgeschichten zu interessanten Titeln oder Reihen, die meist ein paar Wochen nach Erscheinen kostenlos und eben nur als eBook erhältlich sind. Mit diesen kleinen Geschichten kann man gut vorab einen Eindruck des Romans erhalten oder die Wartezeit zum nächsten Folgeband überbrücken.
Eine Übersicht der eShorts aus den Verlagen Loewe und script5 findet ihr hier:
Loewe eShorts
script5 eShorts
Ebenfalls sehr interessant sind „Hybridprodukte“, d.h. dass sich im gedruckten Buch der Code fürs eBook befindet, welches man sich dann herunterladen kann. Somit hat man entweder die Möglichkeit die Printausgabe zu Hause zu lesen und die eBook-Ausgabe auf der Bahnfahrt mit Hilfe des Readers, um sich das Hin- und Hergeschleppe zu ersparen oder es ermöglicht einem zwar den Reader zu benutzen, aber trotzdem das Regal zu füllen. 2014 wurden drei „eBook inklusive“-Bücher im Loewe Verlag herausgebracht. Falls jemand diese Funktion einmal austesten möchte, dann schaut euch doch diese Romane einmal genauer an: „Harmlose Hölle“, „Röhrenjeans und Schulterpolster“ und „Im freien Fall oder wie ich mich in einen Pappfigur verliebte“.
Abschließend bleibt eigentlich nur zu sagen, dass jeder seine Romane in dem Format lesen sollte, wie er oder sie es am liebsten mag. Die Hauptsache ist doch, dass die Menschen lesen und in Geschichten eintauchen, ob dies nun auf dem herkömmlichen oder eher auf dem digitalen Wege erfolgt, ist doch egal. Die einen freuen sich über ein prall gefülltes Regal, die anderen sind froh, dass die Kollegen auf der Arbeit oder die Menschen in der Bahn nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, dass sie „Shades of Grey“ lesen. Solange sich Verlage wie Loewe und script5 weiterhin so viel Mühe mit den Buchcovern machen, können andere gerne komplett auf eBooks umstellen. So bleiben mehr Printausgaben für mich und diese ergänze ich dann hier und dort mit einem eBook.
Nun würde mich aber interessieren, wie eure Meinung zu eBooks aussieht und vor allem, ob sich diese Meinung in den letzten Jahren verändert hat. Wer liest gerne eBooks, wer kann dem gar nichts abgewinnen und was sind eure Gründe für die jeweilige Entscheidung?
Liebe Grüße
Claudia
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Kommentare 9
13.08.2014, 09:37 Uhr
Finja
So ähnlich ging's mir auch. Zuerst fand ich eBooks total überflüssig. Aber dann hab ich 5 Bücher im Koffer mit in den Urlaub geschleppt, meine Freundin hatte nur ihren ebook-Reader dabei. Wieder zuhause hab ich mir dann auch gleich einen gekauft und habe ihn seitdem immer dabei!
13.08.2014, 14:21 Uhr
Claudias BĂĽcherregal
Verständlich, Finja. Für den Urlaub ist es einfach ideal. LG Claudia
13.08.2014, 12:21 Uhr
Nora
Ich war auch lange Zeit sehr skeptisch, weil ich gerne mein volles Bücherregal anschaue und einfach die Haptik eines Buches liebe. Wenn ich aber nun in den Semesterferien für mehrere Wochen nach Hause fahre mit nur einem Koffer per Zug, dann kann ich leider nicht genügend Lesefutter mitnehmen. Also musste ein eReader her. Was mich aber massiv gestört hat, dass ich mich entweder entscheiden musste zwischen Print & eBook oder aber beides kaufen und damit doppelt bezahlen, weil ich schlicht und einfach nicht auf meine Printausgabe verzichten will. Das hat mich sehr frustriert (vor allem bei teuren Hardcovern und den unverhältnismäßig teuren eBooks dazu)!! Deswegen find ich es super toll, dass manche Verlage, "eBook inklusive" anbieten. Diese Möglichkeit sollte auf jeden Fall weiter ausgebaut bzw. ausgeweitet werden!!
13.08.2014, 14:22 Uhr
Claudias BĂĽcherregal
Hallo Nora, genau, die Idee mit den Hybridprodukten fand ich auch klasse. Ich hoffe und ich denke, dass das in Zukunft weiter ausgebaut werden wird. LG Claudia
13.08.2014, 13:48 Uhr
Anja
Hallo liebe Claudia, ich finde deinen Beitrag sehr gelungen. Ich schätze mal zu sprichst damit den meisten Buchbloggern und Bücherfreaks aus dem Herzen und der Seele. Ich war am Anfang auch ein totaler Feind von E-Books, aber das liegt einfach daran, dass wir Menschen tendenziell immer erstmal negativ auf solche Änderungen reagieren. Mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich meine Vorurteile gegenüber E-Books endlich abgelegt habe. Seit einigen Monaten habe ich einen Tolino und das habe ich bisher nicht bereut =) Was mir ein bisschen an deinem Beitrag fehlt, ist ein kritischer Blick auf Dinge, die mich im Zusammenhang mit E-Books einfach stören wie zum Beispiel der Konkurrenzwahnsinn um die unterschiedlichen Reader und die unterschiedlichen Formate und Preise von E-Books. Ein ganz heißes Thema ist auch der DRM-Schutz. Das sind für mich im Moment Dinge, die durchaus optimierungsbedürftig sind. LG Anja
13.08.2014, 14:25 Uhr
Claudias BĂĽcherregal
Hallo Anja, das stimmt, man hätte den Beitrag noch ewig länger machen können, um u.a. auch auf die Preispolitik und andere "Probleme" sprechen zu kommen. Ich habe mich enfach auf ein paar Aspekte konzentriert, damit der Beiträg vom Umfang her nicht auf dem Ruder läuft :) Aber du hast recht, es gibt immer noch genügend Dinge, die optimiert werden können, was den Bereich der eBooks betrifft. LG Claudia
13.08.2014, 20:07 Uhr
Yvonne (Yvonnes Lesewelt)
Mir geht es ganz genau so wie dir, Claudia. Zuerst war ich einfach skeptisch und dachte, dass für mich das gedruckte Buch nicht zu ersetzen ist. Ich habe aber nie gegen ebooks gewettert, sondern mir immer gedacht: "Jedem das Seine...". Als wir dann nach Island in den Urlaubr fuhren und hin und zurück ganze 6 Tage auf einer Fähre überbrücken mussten, da reifte in mir der Wunsch einen ebook-Reader zu kaufen. Für diese Fahrt habe ich nämlich 4 dicke Bücher mitgeschleppt und trotzdem musste ich mir auf der Fähre noch ein Buch kaufen. Also gab es zum nächsten Geburtstag einen Reader. Ich liebe ihn total, wenn es um Urlaub, Mittagspause oder Zugfahrten geht, aber für zuhause ist mir das gedruckte Buch noch immer lieber. Mich stört am ebook einfach, dass man es nicht tauschen oder weiterverkaufen kann. Gerade bei den Verlagsebooks sind diese kaum günstiger als das gedruckte Buch. Gefällt mir das Buch dann nicht, so verkaufe ich das gedruckte Buch einfach weiter. Beim ebook habe ich das Geld in den Sand gesetzt. LG Yvonne
17.08.2014, 11:33 Uhr
Claudia
Hallo Yvonne, da sind wir ja genau einer Meinung :) LG Claudia
11.11.2014, 11:58 Uhr
Moudschegiebchn
Mir geht es da ganz ähnlich wie dir. Zugegeben, lange Zeit habe ich gegen eBooks und eReader gewettert. Irgendwann hat sich das aber gelegt, meine Befürchtungen bzgl. der gedruckten Bücher oder einem wahnsinns Einsturz im Buchhandel blieb ja glücklicherweise aus. Seit einigen Wochen liebäugle ich auch mit einem eReader, weil er eben genau wie von dir beschrieben in einigen Fällen sehr nützlich ist. Das bei einigen gedruckten Büchern gleich ein Code mit dabei ist um sich das eBook herunterzuladen finde ich großartig. So hat man die Möglichkeit beides zu haben und wer mit eBooks nichts anfangen kann, muss es ja nicht nutzen. Und ich bin da auch ganz ehrlich: Wenn es mal bei mir soweit ist mit einem eReader, werde ich auch einige Bücher kaufen die ich schon bei mir stehen habe. Einfach, um auch meine Lieblingsbücher unterwegs lesen zu können ohne fürchten zu müssen, mein geliebtes Buch könnte Macken bekommen; vom Gewicht einmal abgesehen.