Wieder sitzt ein bissiger Gast im Studio. Ohne Beißkorb. Der Cousin der Vampirschwestern.
Dass ich euch zum nächsten Talk mit Biss begrüßen kann, ist eine haarscharfe Sache. Denn nur um eine Eckzahnlänge bin ich meinem letzten Gast Vlad Tepes entkommen – sonst wäre ich seinem Heißhunger zum Opfer gefallen. Schlürf. Aber auch bei diesem Talk scheue ich die Gefahr nicht. Wieder sitzt ein bissiger Gast im Studio. Ohne Beißkorb. Ich freue mich, den Sohn von Vlad Tepes und somit den Cousin der Vampirschwestern begrüßen zu können: Woiwo Tepes.
F. Gehm: Hoi boi, Woiwo. Wie ich sehe, hast du dir etwas zu Essen mitgebracht.
Woiwo: Mein Papa meinte, bei Ihnen im Studio würde man verhungern. Da habe ich vorgesorgt und ein paar Happen Wildschwein am Spieß mitgebracht. Schön borstig und blutig. Ultimo lecker.
F. Gehm: Lass es dir schmecken. Woiwo, wenn du als Einzelkind deine Cousinen Daka und Silvania siehst – wünschst du dir dann nicht auch manchmal eine Schwester?
Woiwo: Eine Schwester, mit der man jeden Blutstropfen teilen muss? Die Liebesromane liest, drei Stunden lang das Bad besetzt, die flennt, sobald ich sie mit Popel beschnippe und die immer mit dem Puppenflieger spielen will statt Schrumpfkopfkegeln? Nici doi viati!
F. Gehm: Du fühlst dich als Einzelkind also nicht einsam.
Woiwo: Ich hab doch Pille und Palle.
F. Gehm: Deine besten Freunde?
Woiwo: Gumox! Meine besten Flöhe.
F. Gehm: Hast du Pille und Palle … ähm … jetzt dabei? (kratzt sich kurz an der Schulter)
Woiwo: Ich bin ein antiautoritärer Flohbesitzer. Pille und Palle können tun und lassen, was sie wollen. Ich kontrolliere nicht ständig, wo sie sind. Aber keine Angst, sie kommen immer zu mir zurück.
F. Gehm: Woiwo, dein Papa ist Kandidat des Blutigen Einheitsflügels. Willst du später auch eine Laufbahn als Politiker einschlagen?
Woiwo: Nein. Ich will etwas Richtiges werden.
F. Gehm: Und was?
Woiwo: Ich werde ein Held. Woiwomän. Ich werde alle Vampire beschützen. Und Halbvampire. Und ein paar Menschen vielleicht auch. Tante Elvira zum Beispiel. Und Helene.
F. Gehm: Du hast Onkel Mihai und Tante Elvira ja schon in Deutschland besucht. Wie hat es dir gefallen?
Woiwo: Gar nicht gefallen hat mir, dass alle Busse und Bahnen pünktlich waren.
F. Gehm: Wieso das?
Woiwo: Na, weil man sie dann immer verpasst. In Bistrien kommen die Sargbahnen nie pünktlich. Und deshalb kann man sie nie verpassen.
F. Gehm: Und was hat dir in Deutschland gefallen? Ich meine, dir hat doch etwas gefallen, oder?
Woiwo: Echt boibine war der Schwarzwald, die vielen Zecken und die Blutspendeaktion vom Roten Kreuz. Aber am allerbesten gefallen hat mir Helene.
F. Gehm: Hast du ihr das schon gesagt?
Woiwo: Ich hab sie als Essen eingeladen. Aber das fand sie nicht so toll. (nimmt daraufhin einen großen Biss von seinem Wildschweinspieß)
F. Gehm: Essen ist ein gutes Stichwort. Oma Zezci hat eine Postkarte von einem Picknick geschickt. Sie hat Kanada also schon wieder verlassen.
Oma Zezci schreibt:
Hoi boi ihr Sonnensetzeier. Ich bin die Picknickerin – und zwar sitze ich mit James und Jane unter dem weißen Dach. Während meine Freunde eine Tasse Tee trinken, schlürfe ich einen lauwarmen Blutwein. Das macht man hier so um 5 Uhr nachmittags. Würde es in diesem Land nicht so oft regnen, könnte es mir hier zensatoi futzi gefallen. Denn hier lebte Mary Shelley, die Erfinderin von „Frankenstein“ und angeblich soll Graf Dracula in einem kleinen Ort an der Ostküste dieses Landes sein blutiges Unwesen getrieben haben. Alles klar? Oma Zezci, tirila
F. Gehm: Würdest du auch gerne so viel reisen wie deine Oma?
Woiwo: Als festangestellter Held bin ich immer da, wo ich gebraucht werde. (legt den leeren Spieß zur Seite) Und genau jetzt braucht mich das nächste Fleischwarenfachgeschäft.
F. Gehm: Ich empfehle Metzger Sülzhauer und sage: Azdio, bis zum nächsten Talk mit Biss!
… den gibt es am 01. September. Wir erfahren, wo Oma Zezci picknickte und begrüßen einen neuen Gast im Studio.
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