Herzlich willkommen in Deutschland! Die Tante der Vampirschwestern ist zu Besuch.
Willkommen zum Talk mit Biss im Juli. Während ihr vielleicht völlig vampiruncool in der Sonne brutzelt, nach Haifischzähnen taucht oder gerade euer schönstes Ferienerlebnis habt, begrüße ich im Studio den nächsten Gast, direkt und frisch aus Transsilvanien eingeflogen. Es ist eine Frau – was rede ich denn da! – eine Vampirdame von Format: Karpa Tepes, die Tante der Vampirschwestern.
F.Gehm: Werte Frau Tepes, boi-venti im bissfesten Studio!
Tante K: Bitte, nennen Sie mich doch einfach Karpa.
F.Gehm: Frau Karpa, sind Sie jetzt direkt von Transsilvanien hierher ins Studio geflogen? Sie wirken kein bisschen erschöpft und auch ihr beachtlicher Haarturm sitzt perfekt.
Tante K: (stupst mit der Handfläche an ihren Haarturm) Datiboi. Eine Vampirdame achtet eben auf ihr Äußeres. Auch bei einem Langstreckenflug. Allerdings … Nun ja, ich gebe zu, ich habe eben im Stadtpark noch einen Zwischenstopp eingelegt und mich mit einem Snack ans Klettergerüst gehangen.
F.Gehm: Ich nehme an, Sie hatten das Klettergerüst dann schnell für sich alleine.
Tante K: Dem war tatsächlich so. Sehr seltsam. In Transsilvanien komme ich bei den kleinen Beißern immer gut an. Vielleicht hätte ich nicht so laut schmatzen und aufstoßen dürfen. Übrigens: Die Ratten im Stadtpark hier schmecken köstlich. Wussten Sie das schon?
F.Gehm: Nein. Das … ist mir bis jetzt noch nicht aufgefallen.
Tante K: Ich muss Mihai unbedingt davon erzählen. Vielleicht kann die ganze Familie nachher noch einen Bummel durch den Park machen und hier und da einen Snack einnehmen.
F.Gehm: Frau Karpa, Sie sind nun seit 1369 Jahren glücklich mit Vlad Tepes verheiratet. Wird einem Vampir so eine Ehe nicht manchmal zu lang?
Tante K: Meine Ehe? Zu lang? Die Ehe mit Vlad kann gar nicht lang genug sein! Man hat ja so viele gemeinsame Jahre und Erinnerungen, die einen miteinander verbinden. Ab ungefähr 300 Jahren Ehe vergisst man dann alles langsam wieder, sodass es immer spannend bleibt und man den anderen immer aufs Neue kennen lernen kann.
F.Gehm: (zeigt auf Tante Karpas Hände) Es sieht beinahe so aus, als trügen Sie auch für jedes Ehejahr eine Ehering.
Tante K: (lacht mit dem ganzen Körper) Vampire haben doch keine Eheringe. Diese Ringe hier trage ich allein zur Zierde. Ich sammle Ringe. Manche sehen nicht nur schön aus, sondern sind auch praktisch. Der hier mit der Spitze zum Beispiel, mit dem kann man sich nach dem Essen gut die Fingernägel oder Zähne sauber machen. Und dieser Weiße hier lässt sich aufklappen. Darin kann man bestens eine zerquetschte Fliege unterbringen.
F.Gehm: Interessant. Trotzdem noch mal kurz zurück zu den Eheringen. Wenn Vampire keine Eheringe tragen – was dann?
Tante K: So, wie es beim Menschen den Ring, die Traukerze, den Brautstrauß und all diese Symbole gibt, gibt es auch bei Vampiren verschiedene Symbole und Gebräuche. Vlad und ich haben uns damals – wir waren ja blutjung, gerade mal 1550 Jahre alt – für einen wunderbaren uralten Brauch entschieden. Als Zeichen unserer Zuneigung, Treue und Leidenschaft haben wir gemeinsam ein Wildschwein leer gesaugt. Das arme Schwein haben wir natürlich aufbewahrt. Es liegt noch im Tiefkühlsarg.
F.Gehm: Verstehe. Ihr Ehering ist quasi ein Wildschwein.
Tante K: Ja. Ein wunderbares, aussagekräftiges Symbol unserer Ehe.
F.Gehm: Wo Sie gerade vom Wildschwein im Tiefkühlsarg sprechen – da fällt mir Oma Zezci in der Gletscherspalte ein. Beides, Oma und Spalte, befanden sich in Argentinien, wie es zwei Leser auch gewusst haben. Und hier ist die neue Karte von der reiselustigen Vampirdame:
Oma Zezci schreibt:
Boi motra an alle Lauwarmduscher und Sargschnarcher! Nach meinem Besuch in der Gletscherspalte ist mir jetzt nach Hitze und die gibt es hier reichlich. Leider auch Sonne, aber ich habe mich im Boot mit Heimaterde zugedeckt, alles hoi boi! Ich befinde mich auf einer wortwörtlich größeren Insel. Obwohl die Amtsprachen hier Spanisch und Katalanisch sind, höre ich sehr viel Deutsch. Das könnte damit zu tun haben, dass diese Insel hauptsächlich vom Tourismus lebt. Leider kein Blutsaugertourismus. Nach einem gewissen Herrn Baller wurde hier ein Stück Strand benannt. Ich habe den Herren allerdings noch nicht getroffen.
Olé und Tirili,
Oma Zezci
F.Gehm: (legt Oma Zezcis Postkarte beseite) Frau Karpa, ihr Schwager Mihai Tepes ist vor ein paar Wochen mit seiner Familie nach Deutschland gezogen. Sie hatten, soweit mir bekannt ist, ein sehr enges Verhältnis.
Tante K: Wer? Mihai und ich?
F.Gehm: Die ganze Familie Tepes, meine ich.
Tante K: Selbstverständlich. Deswegen sind mein Mann und ich und natürlich auch unser Sohn Woiwo ja so traurig, dass Mihai, Elvira, Daka und Silvania so weit weg sind. Jeden Tag schicken wir ihnen eine Fledermauspost.
F.Gehm: Es besteht wahrscheinlich wenig Hoffnung, dass Sie auch nach Deutschland ziehen, unter all die Menschen?
Tante K: (wiegt den Kopf, wobei ihr Haarturm F.Gehms Ohr streift) Wissen Sie, mein Mann ist ja Kandidat des Blutigen Einheitsflügels. Und als solcher arbeitet er schon jahrelang an einer weltweiten Vampirrevolution. Sollte es dazu kommen, könnten wir bestimmt überall leben. Vlad sagt immer, es müssten sich nur die Vampire aller Länder vereinigen … Aber, das erklärt er Ihnen besser selbst.
F.Gehm: Ich kann es kaum erwarten.
Tante K: Ich fliege dann jetzt mal zu meinem Schwager (steht auf, hebt elegant ab, stößt mit dem Haarturm an die Decke und fliegt zur Tür) Am besten, ich nehme die Flugschneise durch den Stadtpark … Azdioooooo!
Übrigens gibt es endlich die lang erwartete, neue Kategorie beim Talk mit Biss: Wörterbuch und FAQs
Den nächsten Talk mit Biss gibt’s am 20.07.09. Sollte bis dahin schon die weltweite Vampirrevolution stattgefunden haben, kann ich nicht dafür garantieren, dass ich hier im Studio noch die Fragen stelle …
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