Vorsicht! Wenn der Klassenlehrer der Vampirschwestern kommt, ist Helmpflicht!
Willkommen, boi venti, zum nächsten Talk mit Biss. Die Deckenlampe hängt von Dakas Besuch noch etwas schief, aber ich bin mir sicher, dass unser heutiger Gast sowieso den Sessel bevorzugt. Bei seinem anstrengenden, nervenaufreibenden, knallharten Job steht er meistens oder schreitet mit weisem Gesichtsausdruck durch den Raum (es sei denn, er bekommt gerade eine Honigmelone auf den Kopf, dann guckt er weniger weise). Ich freue mich, Martin Graup, den Klassenlehrer der Vampirschwestern (und einiger anderer Schüler) zu begrüßen!
F.Gehm: Herr Graup, darf ich fragen, wieso Sie im Studio einen Helm tragen?
M. Graup: Ich trage fast immer einen Helm. Nur im Bett, unter der Dusche und beim Friseur nicht.
F.Gehm: Hat das einen besonderen Grund, wollen Sie sich damit vor etwas schützen, sitzt die Frisur darunter besser oder finden sie Helme einfach schick?
M.Graup: Natürlich hat das einen besonderen Grund. Ich tue nichts ohne Grund. Ich trage den Helm seit einem gewissen Vorfall. Es war der Tag der fliegenden Honigmelone.
F.Gehm: Ist das ein Feiertag?
M.Graup: Soweit ich weiß, nicht.
F.Gehm: Möchten Sie darüber reden?
M.Graup: (nimmt einen Schluck Wasser, öffnet den obersten Hemdknopf und beginnt mit leiser, rauer Stimme) Es geschah an einem Donnerstagmorgen, am hellerlichten Tag. Ich war von meiner Wohnung auf dem Weg zur Schule. Ich ging gerade über den Körnerplatz und fragte mich, ob ich die Waschmaschine zu Hause ausgeschaltet hatte. Dann kam sie geflogen.
F.Gehm: Die Waschmaschine?
M.Graup: Die Honigmelone. Direkt aus dem blauen Himmel. Direkt auf meinen Kopf. Hier, man kann die Beule noch immer sehen. (lehnt sich vor, schiebt den Helm etwas hoch und zeigt auf seinen Kopf.)
F.Gehm: (sieht angestrengt auf den Kopf) Ah ja.
M. Graup: Ich habe beim Amt für Land, Luft und See angerufen, bei der Gewerkschaft der Obst-und Gemüsehändler und bei der Flugsicherung. Keiner weiß, wo die Honigmelone auf einmal herkam. Es gibt also keine Gewissheit, jeden Tag kann es erneut geschehen. Und deshalb trage ich einen Helm. Wenn Ihnen ihr Kopf lieb ist, Frau Gehm, sollten Sie das auch tun.
F.Gehm: Ich denke, es gibt gewisse Risiken, mit denen man einfach leben muss. Aber danke für den Ratschlag. Vielleicht hat Oma Zezci ja die fliegende Honigmelone aus Brasilien geschickt. Zumindest kam von dort ihre letzte Postkarte. Natürlich ist schon längst wieder ein neuer Gruß eingeflattert …
Oma Zezci schreibt:
Schlotz zoppo! Bei der Kälte hier klappern meine Eckzähne im Stakkato. So eine Gletscherspalte ist auch nicht gerade der gemütlichste Ort, ein Sarg ist viel bequemer. Aber wenn ich es wärmer haben möchte, ist das kein Problem, denn dieses Land ist so groß, dass es fast alle Klimazonen vereint. Ein berühmter Schriftsteller dieses Landes hat über seine Mitbürger gesagt, es wären „Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären, die glauben, in Paris zu leben.“ Und ich sage: Sie können Fußball spielen (zumindest 1978 und 1986), tanzen und haben leckere Steaks. Ich finde es nur etwas abschreckend, dass sie eine Sonne auf ihrer Flagge haben. Stattdessen hätten sie doch wirklich ein Steak nehmen können,
findet
Oma Zezci, Tirili
F.Gehm: So ist sie, die Oma von Daka und Silvania, immer unterwegs. Aber wo?
M. Graup: Ich weiß es, ich weiß es.
F.Gehm: (legt den Zeigefinger an den Mund) Psst. Herr Graup, Sie haben nun seit ein paar Wochen zwei neue Schülerinnen, Dakaria und Silvania Tepes. Haben sich die beiden schon eingelebt?
M.Graup: Eingelebt im Sinne von „ins Klassenkollektiv eingefügt“, nein, ganz sicher nicht. Ich habe eher den Eindruck, sie leben sich aus. Aber so richtig.
F.Gehm: Stören die beiden den Unterricht?
M.Graup: Jawohl. Durch Schnarchen, Sabbern und Zähneknirschen. Ich habe schon mit ihrem Vater telefoniert. Der sagte dazu allerdings etwas sehr Merkwürdiges …
F.Gehm: Nämlich?
M.Graup: Er sagte: So lange alle Mitschüler noch am Leben sind, solle ich mir keine Sorgen machen. – Sehr seltsam, oder? Verstehen Sie das?
F.Gehm: Ich habe nicht die geringste Ahnung, Herr Graup. Aber ich danke Ihnen sehr, dass Sie zum Talk mit Biss ins Studio gekommen sind. Mit Helm.
M.Graup: Gerne geschehen. Und wie gesagt, wenn Sie sich einen Honigmelonenschutzhelm zulegen wollen, ich kann Ihnen ein Model empfehlen …
Den nächsten Talk gibt’s am 06.07.09, ob mit oder ohne Helm, auf jeden Fall mit Biss. Dann wird auch Oma Zezci aus der Gletscherspalte gezogen.
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