Franziska Gehm bittet illustre Gäste zum Talk.
Es ist soweit: Der Talk mit Biss beginnt! Alle zwei Wochen wird Franziska Gehm, Autorin der Vampirschwestern, eine ihrer Figuren zum Talk mit Biss einladen. Der erste Gast hat sich bereits im Studio eingefunden, beziehungsweise ist eingeflogen. Dabei hat er eine explosive Mischung an Gesprächsstoff …
F. Gehm: Herr Tepes, es freut mich sehr, Sie als ersten Gast beim Talk mit Biss begrüßen zu dürfen. Ich weiß, Sie sind ein viel beschäftigter Mann. Vielen Dank, dass sie gekommen sind.
Mihai Tepes: GUMOX!
F. Gehm: Wie bitte?
Mihai Tepes: Gumox! (fuchtelt mit den Armen) Ich bin kein viel beschäftigter Mann, ich bin ein viel beschäftigter VAMPIR.
F. Gehm: Verzeihung. Selbstverständlich.
Mihai Tepes: Außerdem habe ich zu danken. Datiboi für die Einladung.
F. Gehm: Herr Tepes, Sie haben vor ein paar Monaten ihre unterirdische Heimatstadt in Transsilvanien verlassen und sind mit ihrer Familie nach Deutschland gezogen. Wie fühlt man sich als Vampir unter lauter Menschen?
Mihai Tepes: Nun ja, es ist schon irgendwie … unheimlich.
F. Gehm: Sie finden Menschen unheimlich?
Mihai Tepes: Natürlich! Menschen essen freiwillig Knoblauch, gehen freiwillig Baden (manche zahlen sogar Eintritt dafür!) und legen sich freiwillig in die Sonne. Ich bitte Sie, wenn das nicht unheimlich ist!
F. Gehm: Sie würden also lieber wieder zurückkehren in Ihre Heimatstadt Bistrien?
Mihai Tepes: (wiegt den Kopf) Wäre ich alleine, dann ja. Datiboi flatliac* bin ich nicht alleine. Ich habe eine reizende Frau und zwei Töchter. Auch ganz reizend. Meistens jedenfalls. Sehen Sie, meine Frau hatte furchtbare Sehnsucht nach ihrer deutschen Heimat. Wäre sie alleine zurückgegangen, hätte ich furchtbare Sehnsucht nach ihr gehabt. Also bin ich mitgegangen. Und jetzt habe ich furchtbare Sehnsucht nach Bistrien. Aber: Lenoi mutza flatliac.
F. Gehm: Das heißt auf Deutsch?
Mihai Tepes: Den Faulen beißt die Fledermaus.
F. Gehm: Und was hat das mit ihrem Umzug nach Deutschland und ihrer Sehnsucht nach Transsilvanien zu tun?
Mihai Tepes: Nichts. Ich wollte es nur mal gesagt haben.
F. Gehm: Herr Tepes, soweit mir bekannt ist, wurden Sie vor 2676 Jahren in Transsilvanien geboren, das heißt vor Beginn unserer Zeitrechnung. Seitdem sind so viele interessante Sachen passiert – Sie müssten doch vor Erinnerungen überquellen.
Mihai Tepes: Tja, so habe ich es ehrlich gesagt noch nie betrachtet. (lauscht einen Moment in sich hinein) Nein, in mir quillt nichts. Wissen Sie, das mit den Erinnerungen ist so eine Sache. Die stapeln sich ja bei mir seit tausenden von Jahren. Und je höher die Stapel werden, desto schlechter komme ich an die Erinnerungen heran. Oder erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem Sie zum ersten Mal aufs Töpfchen gegangen sind?
F. Gehm: Äh... Nein.
Mihai Tepes: Na bitte. An eins erinnere ich mich allerdings noch genau: Den Tag, an dem ich mit meiner Rennzeckenmannschaft Weltmeister wurde. Es war der 18. Mai 1710. Zar Peter der Große herrschte über Russland, Friedrich Wilhelm war König von Preußen und ich war professioneller Rennzeckentrainer.
F. Gehm: Alle Achtung! Gratulation, nachträglich.
Mihai Tepes: Legt die Hand auf die Brust, verbeugt sich kurz und richtet sich dann schwungvoll mit wehenden Haaren wieder auf.
F. Gehm: Herr Tepes, nun zu einer Frage, die mir schon lange auf der Zunge liegt: Sie sind ein eingefleischter Blutkenner. Welche Blutgruppe schmeckt am besten?
Mihai Tepes: Grundsätzlich sind alle Blutgruppen köstlich. Blutgruppe A und Blutgruppe 0, das so genannte Tafelblut, sind leicht bekömmlich und eignen sich zu allen Fleischgerichten. Jeder Vampir hat ein paar Fässer davon im Haus, denn mit Blutgruppe A und 0 liegt und fliegt man immer richtig. Blutgruppe B hingegen ist vollmundig und hat einen sehr intensiven Geschmack. Nicht jedervampirs Sache, aber zu Käse mit Würmern ein Hochgenuss. Und zu guter Letzt: Blutgruppe AB – ein ganz edler Tropfen. Voller Harmonie und Eleganz. Den hebt man sich für den besonderen Anlass auf. (räuspert sich) Sie haben nicht zufällig ein Tröpfchen da?
F. Gehm: (schüttelt schnell den Kopf) Zur nächsten Frage, Herr Tepes: Wie die meisten unserer Leser wissen, haben sie zwei Töchter, die zweieiigen Zwillinge Silvania und Dakaria. Welche der beiden ist ihre Lieblingstochter?
Mihai Tepes: Fumpfs. Verzeihung, aber das ist eine sehr schwierige Frage. Kann ich die Frage schieben?
F. Gehm: Wenn Sie noch einmal zum Talk mit Biss kommen, gerne.
Mihai Tepes: Natürlich komme ich wieder. (flüstert:) Vielleicht könnten Sie bis dahin ja ein Fass Tafelblut besorgen. Dabei redet es sich besser. (zwinkert)
F. Gehm: Bevor wir nun leider schon zum Schluss kommen, möchte ich ganz kurz Oma Zezci erwähnen, Ihre Mutter.
Mihai Tepes: Ist sie da? (dreht sich hektisch nach allen Seiten um)
F. Gehm: Nein, aber sie hat uns eine Postkarte geschickt.
Mihai Tepes: Wo in der Weltgeschichte flattert sie denn jetzt schon wieder herum?
F. Gehm: Gute Frage.
Oma Zezci am Strand von ...?
Oma Zezci schreibt:
Boi noap, Freunde der Blutwurst. Ich liege hier mit ausreichend Sonnenschutz am Strand, dabei scheint die Sonne gar nicht so oft. Es ist auch recht kühl und windig. Vielleicht hängen die Bewohner dieses Landes deshalb so gerne ihre Flaggen raus. Sie sind übrigens sehr freundlich. Aber ich verstehe sie kaum, denn sie reden, als hätten sie eine heiße Kartoffel im Mund. Nur ihre Kronprinzessin verstehe ich, denn die redet Englisch.
Tirili, Oma Zezci
Mihai Tepes: (studiert die Postkarte) Also, in Transsilvanien ist das schon mal nicht.
F. Gehm: In zwei Wochen beim nächsten Talk mit Biss wissen wir mehr. Herr Tepes, ich danke Ihnen herzlich für dieses angenehme Gespräch.
Mihai Tepes: Auch ich fand es zensatoi futzi! Könnten wir zum Abschluss nicht noch etwas singen?
F. Gehm: Singen? Nun ja, warum nicht?
(Mihai Tepes und F.Gehm stehen beide auf)
Mihai Tepes: Ich stimme an. Achtung, es geht los. Onu, zoi, trosch: Transsilvania, rodna inima moi, Transsilvaniaaaa …
* der Fledermaus sei Dank (Anmerkung der Redaktion)
Übrigens gibt es nun eine neue Kategorie beim Talk mit Biss: Wörterbuch und FAQs
Den nächsten Talk mit Biss gibt’s am 16. März 2009. Mit einem neuen Gast im Studio und der Auflösung, in welchem Land Oma Zezci am Strand lümmelt.
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