Hoi boi zum Talk mit Biss im November!
Finster sind schon die Wälder, gelb die langen Eckzähne, und der Herbst beginnt. Graue Nebel wallen, blutrote Blätter fallen, stürmisch weht der Rückenwind … Welche Jahreszeit wäre passender, uns endlich mal wieder einen ranzigen, modrigen, echten Vollblutvampir ins Studio zu wehen?
Zur Feier des Tages habe ich eine Halskrause umgelegt und mich in einen haifischzahnfesten Taucheranzug gezwängt. In diesem entzückenden Outfit begrüße ich heute umso herzlicher MIHAI TEPES, den Vater der Vampirschwestern, im Studio!
Mihai Tepes: Boi motra! ( klopft F.Gehm auf die Taucherhaube) Ich darf doch, oder? (er zeigt auf die Lampe, die von der Decke hängt)
F.Gehm: Nur zu, hängen Sie ab, lassen Sie die Bein… äh, Arme baumeln.
Mihai Tepes: (hängt sich mit den Beinen an die Lampe und stellt einen großen Koffer auf dem Tisch ab). Ich habe Ihnen etwas mitgebracht.
F.Gehm: Wie aufmerksam! Etwas aus Transsilvanien?
Mihai Tepes: Etwas aus meinem Keller.
F.Gehm: Oh. Lebt es noch?
Mihai Tepes: (klappt den Koffer auf) Sehen Sie sich das an! Läuft Ihnen nicht auch sofort das Wasser im Munde zusammen?
F.Gehm: Sind das Blutkonserven?
Mihai Tepes: Sehr wohl. Ich lade Sie zur Blutverkostung ein. Zensatoi futzi, oder?
F.Gehm: Blutver … oh.
Mihai Tepes: Beginnen wir mit diesem Tropfen hier. Blutgruppe A, Jahrgang 1956. (er nippt) Rund im Geschmack, vollendeter Abgang, ein Hauch von Lakritze und Bronze, nicht wahr?
F.Gehm: (schielt auf das Blutröhrchen, das Mihai Tepes ihr hinhält) Ja, ja. Das sieht der Kenner sofort. Ich muss gar nicht erst probieren.
Mihai Tepes: (trinkt das Röhrchen auf Ex) Aber eher etwas für den Durst. Bei dem Freundchen hier sieht es schon anders aus: Blutgruppe B, Jahrgang 77. Rubinrot, erdiges Bukett (er riecht und nippt dann) und … hmm … nussig, würzig im Geschmack.
F.Gehm: Danke, aber Blutgruppe B ist nicht so meins.
Mihai Tepes: Sie sind eine echte Kennerin, verstehe! Sie warten auf den besten Tropfen. Nun denn, hier wäre er: Blutgruppe AB, 21er Jahrgang. Leider ist die Konserve nur noch halb voll …
F.Gehm: Trinken Sie nur, Herr Tepes. Ich kann mir dann ja eine leckere Blutschorle aus dem Rest machen.
Mihai Tepes: (trinkt) Hmm … oh …. Ahh … Köstlich, unbeschreiblich köstlich! Das kann man nicht in Worte fassen, das muss man selbst auf der Zunge spüren. Leider ist wirklich nur noch ein Tröpflein übrig. (schüttet das Tröpflein in das Wasserglas von F.Gehm) Ich persönlich halte ja nicht viel von Schorle, aber bitte.
F.Gehm: (sieht, wie der Blutstropfen sich im Wasser auflöst und schluckt) Danke. Sehr liebenswürdig. Ich, äh, hebe es mir für später auf. Kümmern wir uns erst mal um die Post von Oma Zezci. Ihre letzte Postkarte kam aus Tschechien, wie Marlami, Vicky und Sasa richtig herausgefunden haben.
Mihai Tepes: Ich habe einen tschechischen Großonkel, der macht wunderbare Blutknödel!
F.Gehm: Ah ja. Sehr schön. Sehen wir uns nun die neue Postkarte von Oma Zezci an:
Kalimera, ihr heimatgeerdeten Blutspender! Mal wieder hat es mich auf eine Insel verschlagen, die von sonnenhungrigen Touristen heimgesucht wird. Hier gibt es Steilküsten, Bimssteinbrüche, alte Vulkane, schwarzen Lavastrand, herrlich finstere Höhlen voller muffiger Asseln und jede Menge Esel, wie man sieht. Die Insel (genau genommen ist es eine Inselgruppe) liegt im Ägäischen Meer und gehört zu einem südosteuropäischen Land, dessen Küche für Tsatsiki und Schafskäse berühmt ist (schüttel!). Deswegen ist das Land aber gerade nicht in den Schlagzeilen. Ich werde jetzt mal einen Inselrundflug machen und die Augen nach Odysseus offen halten …
Tirili, Oma Zezci!
Mihai Tepes: Na bitte, jetzt ist noch ein Esel mehr auf der Insel. Eine Insel im Mittelmeer, tze! Es gibt doch nun wirklich schönere Ausflugsziele. Transsilvanische Grotten, transsilvanische Wälder, transsilv…
F.Gehm: Aber schwarzer Lavastrand, das klingt doch interessant. Wäre das nicht eine Alternative für die Heimaterde?
Mihai Tepes: Gumox! Dafür gibt es keine Alternative, wie für alles, was aus der Heimat kommt.
F.Gehm: Was machen Sie, wenn das Heimweh zu groß wird?
Mihai Tepes: Ich lege mich in meinen Sarg, schließe die Augen und singe „Transsilvania, rodna inima moi“. Oder aber ich sauge alles aus, was auch nur einen Tropfen Blut in sich hat und sich in meiner Nähe befindet und bringe mich so in einen Blutrausch, der mich jeden Schmerz vergessen lässt.
F.Gehm: Interessante Methode.
Mihai Tepes: Jetzt, wo Sie mich an die Heimat erinnert haben, wird mir das Herz sehr schwer und das Heimweh ...
F.Gehm: Mit schwerem Herzen lässt es sich nicht gut plaudern. Vielen Dank, Herr Tepes, dass Sie im Studio waren. Guten Flug – und vielleicht machen Sie gleich mal eine kurzen Abstecher nach Transsilvanien, Heimatluft auftanken.
Mihai Tepes: Zensatoi futzi Idee! Azdio, gut durchblutete Gastgeberin. (fliegt samt Blutprobenkoffer zum Fenster hinaus in den Herbststurm)
Den nächsten Talk mit Biss gibt’s im Dezember (vorausgesetzt, Mihai Tepes dreht nicht noch einmal um). Bis dahin: Genießt die dunklen Winterzeitabende, z.B. in einem verwunschenem Wald, einer verlassenen Ruine oder einer finsteren Schlucht! Viel Spaß.
Mehr Infos rund die Vampirschwestern gibt es unter:
www.die-vampirschwestern.de
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